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Türkischer Wein

Türkischer Wein – eine Weinregion wie aus dem Bilderbuch

Türkischer Wein und Mittelmeer, für viele Weingenießer gehört das wie selbstverständlich zusammen. Rund um das Mittelmeer präsentiert sich nicht nur eine idyllische Landschaft, die zu den beliebtesten Urlaubsregionen gehört. Hier finden sich auch ideale Bedingungen für das Gedeihen von Weinreben und die Entwicklung der intensiven Aromen unzähliger Traubensorten.

Türkischer Wein

Türkischer Wein ©iStockphoto/ogeday çelik

Die mediterrane Küstenlandschaft ist daher in weiten Teilen durch den Weinbau geprägt. Die Cinque Terre Liguriens, weite Teile Südfrankreichs, Zypern, Sizilien, Spanien, Kroatien oder der Peloponnes sind für ihre vollmundigen, sonnenverwöhnten Weinsorten bekannt. Doch die Vielfalt saftiger Trauben und überraschender Aromen ist damit noch lange nicht ausgeschöpft. Eine Mittelmeerregion, die mit der Nähe zum Wasser, steinigen Böden und vielen Sonnenstunden ebenfalls beste Voraussetzungen für das Kultivieren edler Weine bietet, ist bisher kaum bekannt, die Türkei. Dort wachsen sowohl an der Küste als auch im Inneren des Landes über 1000 verschiedene Rebsorten, einheimische, autochthone Traubensorten ebenso wie nicht einheimische internationale Arten.

Türkischer Wein, ein Geheimtipp mit langer Tradition

Flächenmäßig gehört die Türkei zu den fünf Ländern mit der weltweit größten Anbaufläche für Weintrauben. Aber es ist nur ein geringer Anteil von drei Prozent, der tatsächlich zu Wein verarbeitet wird. Meist werden die Trauben frisch als Tafeltrauben weiter verkauft oder zu Rosinen getrocknet. Ein weiterer Anteil bildet die Hauptzutat des Raki, der türkischen Variante des Anis-Schnaps, der trotz seines Alkoholgehalts zu einer Art Nationalgetränk geworden ist.

Dabei wird in der heutigen Türkei bereits seit Jahrtausenden Wein angebaut. Archäologen vermuten sogar, dass in der Türkei der Ursprung des Weinbaus zu finden ist. Fundstücke lassen darauf schließen, dass es bereits im fünften Jahrtausend vor Christus in der Türkei Weinbau gab. Und auch die Bibel berichtet davon, dass Noah, nachdem die Arche gestrandet war, am Fuße des Berges Ararat damit begonnen habe, Wein anzubauen.

Wein aus Anatolien galt in der Antike als besonders hochwertig und wurde entsprechend gehandelt. Auch für die Byzantiner war guter Wein ein wichtiges Handelsgut. Mit der Eroberung byzantinischer Territorien begann jedoch dort der Niedergang des Weinbaus. Später breiteten sich Schädlinge in den Weinbaugebieten aus, durch die die Erträge drastisch reduziert wurden.

Erst seit den 1980er Jahren wird türkischer Wein wieder verstärkt hergestellt. Und das Ergebnis braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. In der Türkei gibt es mehr autochthone Rebsorten als in jedem anderen Land und damit Grund genug, ihre Geschmacksvielfalt zu entdecken.

Die Vielfalt türkischer Weinsorten – eine Entdeckung für Genießer

Ebenso wie sich bei einer Reise durch das Land von unterschiedlichen Klimazonen geprägte Regionen erleben lassen, findet man auf dem Weg von West nach Ost auch eine Vielzahl einheimischer Weine mit jeweils eigenem Charakter.

Frische Beeren und würzige Kraft – türkische Rotweinsorten

Der Wein, der am Berg Ararat, an der Grenze zum Iran und Armenien wächst, ist der Kalecik Karasi. Die alte Weinsorte aus Zentralanatolien hat eine rubinrote Farbe und ein volles, ausgewogenes Aroma, das an rote Früchte, Kakao und Vanille erinnert. Die dickschaligen Beeren enthalten viel Tannin und eignen sich daher gut für den Ausbau im Barrique. Einige der besten, vielfach ausgezeichneten Weine wurden aus dieser Rebsorte gekeltert.
Schon in der Antike wurde im Ägäis Cal Karasi angebaut, eine frische Traube mit feiner Säure, die ursprünglich aus Denizli kam. Sie ist auch eine ideale Grundlage für spritzige Roséweine.

Karasakiz ist eine selten vorkommende rote Rebsorte, die ihren Ursprung in der Türkei hat, aber auch in Griechenland angebaut wird. Die daraus hergestellten Rot- und Roséweine haben wenig Säure und weiche Tannine. Sie schmecken nach reifen roten Früchten und Zimt. Ein kräftiger Wein mit hohem Alkoholgehalt ist der Papazkarasi aus Zentralanatolien, der am Stock wächst. Er wird häufig mit Cinsaut verschnitten.

Die großen, runden Beeren geben dem Öküzgözü („Ochsenauge“) seinen Namen. Er zeichnet sich durch intensive Aromen von Kirsche, Himbeere, Brombeere und Pflaume aus, ist kräftig, aber gut strukturiert. Die Rebe stammt aus Zentralanatolien, aus der Provinz Elazig, wird aber auch in Gaziantep und Malatya angebaut.

Zu den wichtigsten Weinsorten aus dem Südosten gehört auch Bogaskere („der im Hals kratzt“), ein gut strukturierter, kräftiger Wein mit einem Bukett von Trockenfrüchten und Feigen, der auch ein Genuss ist. Die dunkelrote Traube mit dunkelblauen Reflexen wächst in der Provinz Diyarbakir bei Tigris, aber auch in Elazig, Malatya und Gaziantep.

Leichte Spritzigkeit und goldgelbe Fülle – türkische Weißweinsorten

Ein typischer Küstenwein, der sich auf Lehm- und Sandböden wohlfühlt, ist der Bornova Misketi, mit kleinen Beeren, die eine dicke Schale aufweisen. Seine goldgelbe Farbe und die feine Säure lassen an Muskateller denken. Im Glas entfaltet er reichhaltige Honignoten.

Der ursprünglich aus Anatolien stammende Emir (Aküzüm) gedeiht in wechselndem Klima und wird heute in Zentralanatolien um Nigde angebaut. Der frische, mittelkräftige Wein gilt als bevorzugter Wein der Hethiter und Römer und ist wegen seiner mineralischen Säure auch gut zur Herstellung von Schaumwein geeignet.

In Zentralanatolien wächst auch die einheimische Rebsorte Hasandede („Opa Hasan“). Sie wird in Kirikkale angebaut. Die Trauben sind mittelgroß, haben eine dünne Schale und Aromen von grünen und gelben Früchten wie Äpfel, Birnen, Quitten oder Grapefruits.

Im kontinentalen, nördlichen Anatolien fühlt sich die Rebsorte Narince wohl. In ihrer Fülle ähnelt diese Traube dem Weißburgunder. Die Fruchtnoten sind leicht nussig und lassen sich daher gut im Barrique ausbauen. Häufig wird Narince mit Chardonnay kombiniert.

Ein zartes Fruchtaroma zeichnet die Sultaniye (Sultana) aus. Die weißen, kernlosen Beeren ergeben einen neutralen Weißwein und werden in vielen Markenweinen verarbeitet.

Unentdeckte Aromenfülle mit großem Potenzial

Trotz der riesigen Auswahl an Sorten, von denen hier nur die bekanntesten erwähnt sind, der günstigen Wachstumsbedingungen und der weiten Rebflächen (mit 448.000 ha Rebfläche hatte die Türkei 2018 die viertgrößte Rebfläche in Europa), sind die qualitativ hochwertigen türkischen Weine immer noch weitgehend unbekannt.

Erst allmählich beginnt sich der Weinbau zu entwickeln. Seit den 2000er Jahren werden verstärkt auch weniger bekannte Rebsorten angebaut und es wurden spannende Cuvées aus autochthonen und internationalen Rebsorten produziert. Der Weinmarkt wird derzeit von wenigen großen Produzenten beherrscht, doch nach und nach werden auch die kleinen, sogenannten Boutique-Weingüter immer wichtiger. Es gibt viele engagierte Weinmacher, die internationale Preise für Ihre Kreationen erhalten.

Um diese zu entdecken, sind Weingenießer meist immer noch auf die Verkostung vor Ort oder den Zufall angewiesen. Laut einer Statistik von 2017 wurden nur 7.000 hl des türkischen Weins nach Deutschland exportiert. Aus Italien waren es im Vergleich dazu 5.456 000 hl. Meist sind es nur die großen Weinbaubetriebe, die exportieren. Viele interessante Weine werden jedoch von den etwa 100 kleinen Weingütern produziert. Hier bietet das Internet entdeckungsfreudigen Weingenießern zunehmend Möglichkeiten, die aromenreichen und überraschenden türkischen Weine auch zu Hause zu entdecken.

Türkischer Wein bietet eine Vielfalt spannender Kreationen mit ungewöhnlichen Geschmackserlebnissen. Lassen Sie sich verzaubern von den ältesten Weinsorten der Welt.

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